Wasserstoff für den Schienenverkehr – Pilotprojekt im Norden

Wasserstoff für den Schienenverkehr - Pilotprojekt im Norden

Der Diesel ist Out, Züge, die in der Zukunft unterwegs sind, sollen mit Wasserstoff fahren. Norddeutschland macht es vor, denn zwischen Weser und Elbe fahren jetzt fünf Züge, die mit Wasserstoff betrieben werden. Die Verkehrsbetriebe Elbe-Weser und Bremervörde haben am Mittwoch den ersten wasserstoffbetriebenen Zug auf die Reise gebracht, weitere Züge für den Passagierverkehr sollen folgen.

Eine Weltpremiere

Für den Hersteller der Wasserstoffzüge, die Firma Alstom, ist der Betrieb der völlig neuen Zugtechnik eine echte Weltpremiere. Zunächst sollen es nur fünf Regionalzüge sein, die mit Wasserstoff angetrieben werden und das auf einer Strecke vom 126 Kilometern. Die Züge fahren zwischen Cuxhaven und Bremervörde, Bremerhaven und Buxtehude, sagte die Sprecherin der Landesnahverkehrsgesellschaft am Mittwoch. Damit, so die Sprecherin Carmen Schwabl, wird das Land ein Stück Eisenbahngeschichte schreiben.

Wasserstoff – der Ersatz für den Diesel

Die Regionalzüge, die im Norden mit Wasserstoff unterwegs sind, sollen auf lange Sicht die 15 Dieselzüge ersetzen, die bislang dort im Einsatz sind. Die neuen Wasserstoffzüge fahren frei von Emissionen und es könnten schon bald noch andere Streckenabschnitte folgen. Aktuell prüft die Landesnahverkehrsgesellschaft, ob die Wasserstoffzüge auch in einem Teilnetz von Weser-Ems zwischen Oldenburg, Osnabrück und Bremen fahren können. Diese Züge könnten dort zum Einsatz kommen, wo die Strecken noch nicht elektrifiziert sind. So etwas würde neben dem Raum Weser-Ems in Niedersachsen auch die Heide und den Harz betreffen.

Die Auslieferung verzögert sich

Rund 93 Millionen Euro hat die Landesnahverkehrsgesellschaft für insgesamt 14 Züge ausgegeben, die mit Wasserstoff betrieben werden. Fünf Züge fahren bereits, die restlichen neuen Züge sollen aber erst zum Ende des Jahres auf die Schiene kommen. Der Hersteller Alstom nennt dafür unterschiedliche Gründe. Da gibt es zum einen Lieferengpass der Zulieferfirma aus Kanada, die für das für die Züge so wichtige Energiesystem zuständig ist. Das Unternehmen spricht von Lücken, die sich hoffentlich bald schließen werden. Zum anderen gab es bedingt durch die Corona-Pandemie im Werk in Salzgitter, wo die neuen Züge gebaut werden, viele Ausfälle beim Personal. Bereits zwischen September 2018 und Februar 2020 gab es aber schon Testfahrten mit Passagieren, die die neuartigen Züge einmal ausprobieren konnten.

Weg vom Diesel

Noch wird über ein Fahrverbot von Dieselloks in der Öffentlichkeit nicht diskutiert, da die Bahn als ausgesprochen umweltfreundlich gilt. Immerhin gibt es bei der Bahn weniger Treibhausgase als bei Autos, Flugzeugen und Lastwagen. Experten haben aber schon früh damit gerechnet, dass es auch im Schienenverkehr zu verschärften Maßnahmen kommen wird. Aktuell fahren laut Bundesverkehrsministerium auf den bundesweiten Bahnstrecken noch 40 Prozent der Züge mit Diesel als Treibstoff, besonders auf wenig befahrenen Regionalstrecken. Züge, die mit Wasserstoff fahren, bieten sich da als umweltfreundliche Alternative an.

Ein vielversprechender Pilotversuch

Als der erste Wasserstoffzug in den Bahnhof von Cuxhaven einfuhr, sahen die Fahrgäste einen modernen, blau gestrichenen Regionalzug. Was sie aber nicht mehr sahen, war die dunkle Wolke aus Diesel-Ruß, die statt Wasserdampf jede Menge Feinstaub in die Luft bläst. „Coradia iLint“ heißt der Zug, der sich für den Pilotversuch im September 2018 erstmals in Bewegung setzte. Seitdem fährt der Zug mehrmals am Tag die gut 100 Kilometer zwischen Buxtehude und Cuxhaven.

Die neue Energie

Der Strom für diesen neuen Zug und die anderen 13 Züge, die in Zukunft fahren werden, kommt nicht aus den Oberleitungen, sondern aus zwei Brennstoffzellen, die sich auf dem Dach befinden. Diese Zellen verwandeln Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie. Dazu kommen zwei zusätzliche Batterien unter dem Zug. Sie können die Energie speichern, die bei jedem Bremsvorgang entsteht. Wenn der Zug dann wieder beschleunigt, versorgen ihn die beiden Batterien mit dem nötigen Strom. So erreicht der Zug eine Geschwindigkeit von gut 80 Kilometer in der Stunde, möglich wären aber auch 140 km/h. Die Zugführer und Zugführerinnen sind von den neuen Zügen begeistert. Der Zug fährt deutlich ruhiger und auch das ständige Gebrummel des Dieselmotors ist nicht mehr da. Angenehm überrascht von den neuartigen Zügen sind auch die Fahrgäste. Sie finden das Fahrverhalten einfach Top, vor allem, weil der Zug so schön leise fährt.

Fazit

Entwickelt und gebaut wurden der erste der neuen Züge wie auch alle anderen vom Bahn-Technikunternehmen Alstom, was seinen Sitz in Frankreich hat. Nach Angaben des Unternehmens ist der Zug, der mit Wasserstoff fährt, bis zu 70 Prozent leiser als ein normaler Triebwagen, der mit Diesel fährt. Im normalen Fahrbetrieb gab es bisher gab es nur sehr wenige Störungen und diese konnten durch Updates der Software schnell behoben werden. Bislang ist noch keiner der Züge liegengeblieben. Einen Nachteil gibt es aber doch: Die Wasserstoffzüge sind in der Anschaffung gut ein Drittel teurer als die Züge, die mit Dieselloks fahren.

Bild: @ depositphotos.com / Scharfsinn

Nadine Jäger
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