Wo Wasserstoff günstig produziert werden kann

Wo Wasserstoff günstig produziert werden kann

Nach dem neusten Stand der Technik ist Wasserstoff der Energieträger der Zukunft. Er soll vor allem den Flugbetrieb sowie den Frachtverkehr von fossilem Brennstoff befreien und zugleich ein wichtiger Baustein als Alternative zum Gas aus Russland sein. Leider haben die schönen Pläne einen Haken, denn Deutschland verfügt nicht über ausreichende Produktionskapazitäten, um grünen Wasserstoff herstellen zu können. Jetzt soll Afrika, oder genauer gesagt, Nordafrika zu einem zentralen Hoffnungsträger werden.

Liegt die Zukunft in der Wüste?

3600 Sonnenstunden im Jahr – so lautet die Bilanz der marokkanischen Wüste. Das nordafrikanische Land wird damit zu einem der Hoffnungsträger für die Erzeugung von Sonnenenergie und damit auch von grünem Wasserstoff. Dieser spezielle Wasserstoff ist die wohl umweltfreundlichste Lösung, damit der weltweite Energiebedarf CO2-neutral gestillt werden kann. Batterien, die bisher als Lösung gesehen wurden, kommen für LKWs, Flugzeuge, Frachter und Züge nicht infrage. Hier ist Wasserstoff die bessere Lösung, aber Wasserstoff muss in einem aufwendigen Verfahren erst hergestellt werden. Dazu bedarf es einer Elektrolyse, die Wasserstoff und Sauerstoff voneinander trennt. Dieser Prozess soll durch die Energie aus Sonne und Wind möglich werden, was den Wasserstoff dann grün macht.

Projekte in Nordafrika

Der Hunger nach Wasserstoff wächst auch in Deutschland. Hier fehlt es allerdings an verfügbaren Kapazitäten, um grünen Wasserstoff überhaupt erzeugen zu können. Allein mit der Energie aus Sonne und Wind können die ehrgeizigen Ziele nicht erfüllt werden. Deutschland braucht Hilfe und die soll vom afrikanischen Kontinent kommen. Ägypten, Mauretanien, Marokko, Kenia, Namibia und Südafrika haben sich im Mai 2022 zu einem Bündnis zusammengeschlossen, was von den Vereinten Nationen unterstützt wird. Diese sechs afrikanischen Länder wollen 500.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren, der als Export nach Europa gehen soll. Das mauretanische Projekt „Nour“ soll ab 2030, zusammen mit der „Chariot Energy Group“ aus Großbritannien und dem niederländischen Hafen Rotterdam, rund 600.000 Tonnen grünen Wasserstoff nach Europa liefern.

Gute Voraussetzungen

Bereits in zwei Jahren werden die ersten Projekte in einem angemessenen Umfang erwartet, besonders in Nordafrika. Die Voraussetzungen könnten nicht besser sein. So gibt es sehr viel Sonne und Wind, vor allem jedoch ausreichend Platz für große Anlagen, um erneuerbare Energien zu erzeugen. Diese Verfügbarkeit, sowohl von Sonnen- und Windenergie, ist auch für den Kontinent eine große Chance. Afrika hat das Potenzial, sich global zu einem preisgünstigen Lieferanten der Zukunft zu entwickeln. Aktuell laufen zehn Projekte in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung, die sich mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff beschäftigen. 600 Kraftwerke für erneuerbare Energien mit einer Gesamtleistung von 64 Gigawatt sind bereits in Betrieb, weiterhin sind noch einmal 580 Kraftwerke mit einer Leistung von 152 Gigawatt in der Planung.

Günstige Preise

Die afrikanischen Länder können aller Voraussicht nach den grünen Wasserstoff nicht nur zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren, sondern die Preise auch noch deutlich unterbieten. In Deutschland liegt der Preis für ein Kilogramm grüner Wasserstoff bei rund vier Euro. Der Exportpreis von grünem Wasserstoff aus Westafrika liegt aber bei nur 2,50 Euro pro Kilogramm. Um rentabel arbeiten zu können, müssen diese Projekte so schnell wie möglich ein sehr hohes Exportvolumen erzielen. Deutschland hat bereits zum Zweck einer nationalen Wasserstoffstrategie, Partnerschaften mit der Demokratischen Republik Kongo, mit Angola, Südafrika, Marokko und Namibia geschlossen. In der Sub-Sahara will die Bundesrepublik zudem noch weitere Projekte zur Gewinnung von grünem Wasserstoff erschließen.

Gut geeignet

Gut ein Drittel der Landfläche im westlichen Teil von Afrika ist für den Bau von riesigen Photovoltaikanlagen und Onshore-Windkraftanlagen geeignet. Nur in Westafrika könnten so bis zu 165.000 Terawattstunden pro Jahr produziert werden, was deutlich mehr als der Bedarf in Europa ist. In acht Jahren wird in Deutschland mit einem Bedarf zwischen 90 und 110 Terawattstunden gerechnet. Bis es allerdings so weit ist, müssen noch einige Hürden genommen werden, da sich Afrika in vielfacher Hinsicht von Europa unterscheidet. So muss beispielsweise zuerst einmal eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Die Regierungen der einzelnen Länder sowie die privatwirtschaftlichen Akteure müssen nach Möglichkeit immer transparent zusammenarbeiten. Zudem muss noch eine genaue technische Expertise erarbeitet werden. Afrika steht, wie der Rest der Welt, in dieser Beziehung vor einer sehr großen technischen Herausforderung. Die Produktion von grünem Wasserstoff in einem so großen Maßstab ist für alle Beteiligten noch Neuland.

Fazit

Noch ist alles, was mit grünem Wasserstoff aus Afrika zusammenhängt, reine Zukunftsmusik. Die entsprechenden Anlagen müssen in den Ländern erst noch gebaut werden, außerdem braucht es Investoren, die an eine Zukunft mit Wasserstoff glauben. Bis hin zur Realität ist es noch ein weiter Weg und es ist mehr als fraglich, ob alles reibungslos funktionieren wird. Die Bedingungen wären auf dem afrikanischen Kontinent ideal. Um mit der Arbeit beginnen zu können, ist jedoch das technische Know-how aus anderen Ländern gefragt.

Bild: @ depositphotos.com / Cavan

Nadine Jäger
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