Wird Wasserstoff bald günstiger als Diesel?

Wird Wasserstoff bald günstiger als Diesel?

Diesel hat unter den Kraftstoffen zwar einen denkbar schlechten Ruf, ist aber preiswert. Vor allem die Spediteure setzen auf Diesel für ihre LKWs, was sich aber vielleicht bald ändern kann, denn einem Unternehmen aus Kanada ist es gelungen, Wasserstoff günstiger als Diesel anzubieten. „Loop Energy“ heißt dieses Unternehmen, das Brennstoffzellen entwickelt, herstellt und auch vertreibt. Jetzt ist „Loop Energy“ wohl der Durchbruch bei der so wichtigen Preisgrenze gelungen.

Eine längere Reichweite

Auf der gerade zu Ende gegangenen internationalen Automesse IAA in Hannover hat das Unternehmen aus Kanada auf sich aufmerksam gemacht. Die LKWs, die mit den Brennstoffzellen von „Loop Energy“ ausgestattet sind, fahren günstiger als mit Diesel und haben sogar eine längere Reichweite. Für eine Vergleichsrechnung geht der Hersteller von Brennstoffzellen von einem durchschnittlichen Dieselpreis von 1,45 Euro in Europa aus. Mit Diesel im Wert von 75 Euro kann ein LKW rund 175 Kilometer oder 109 Meilen fahren. Ein Lastkraftwagen, der aber eine S1200 Brennstoffzelle von „Loop Energy“ hat, soll mit 75 Euro, die der Wasserstoff kostet, aber 179 Kilometer oder 111 Meilen zurücklegen. Für die gleichen Kosten gibt es vier Kilometer mehr Reichweite.

Die Wirtschaftlichkeit diktiert den Preis

Dass Wasserstoff überlegen ist, ist ein Resultat der Preisentwicklung der beiden Kraftstoffe. Ein Kilogramm Wasserstoff kostet in Deutschland aktuell 12,50 Euro und damit würde die Rechnung des kanadischen Unternehmens nicht mehr aufgehen. Trotzdem ist der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle schon beeindruckend. „Loop Energy“ präsentierte auf der IAA in Hannover die brandneue S1200 Brennstoffzelle mit einer Leistung von 120 Kilowatt. Nach Angaben des Herstellers hat das System einen reinen Nettowirkungsgrad von gut 60 Prozent. Wird es in einem LKW verbaut, dann sinkt der Nettowirkungskreis aber auf 54 Prozent. Im Vergleich dazu: Ein Motor, der mit Diesel fährt, hat einen Wirkungsgrad von nur 25 Prozent. Wasserstoff lässt sich also deutlich effizienter in Energie umwandeln, als es bei Diesel der Fall ist.

Ein sauberer Fortschritt

Das Unternehmen aus Kanada wirbt mit der S1200 Brennstoffzelle, dass für Transporter ein neuer Effizienzstandard erreicht wird. Der Geschäftsführer von „Loop Engery“, Ben Nyland, ist stolz darauf, dass sein Unternehmen in Sachen Brennstoffzelle eine Vorreiterposition eingenommen hat. Damit kann die Elektrifizierung des Verkehrs weiter entwickelt werden. Die S1200 Brennstoffzelle, so Nyland weiter, bietet auch international eine führende Kraftstoffeffizienz, besonders für mittlere und schwere Nutzfahrzeuge. Somit ist es möglich, die Gesamtbetriebskosten deutlich zu senken, zudem wird die Kraftstoffkostenparität um vier bis acht Jahre vorverlegt.

Die Politik ist ebenfalls zufrieden

Vonseiten der Politik ist man voll des Lobes. Der kanadische Umweltminister Steven Guilbeault freut sich, dass es ein Unternehmen aus seinem Land ist, was auf dem Sektor der sauberen Energie aus globaler Sicht eine führende Rolle übernimmt. So werden nachhaltige Arbeitsplätze für Arbeitnehmer geschaffen und Kanada leistet gleichzeitig seinen Beitrag zu den internationalen Klimazielen. Damit wird eine bessere Zukunft für alle gewährleistet, so der kanadische Umweltminister weiter. „Loop Energy“ hat bereits im März dieses Jahres für Aufmerksamkeit gesorgt, aber in einem anderen Zusammenhang.

Strom für Gebäude

Mit Wasserstoff Strom für Gebäude zu erzielen, ist nach wie vor umstritten. Zu teuer und nicht sonderlich effektiv – so die Meinungen zu diesem Thema, und zwar nicht nur Experten. Im Frühjahr hat das Unternehmen aus Kanada eine geschäftliche Vereinbarung mit der „Innotest AG“ getroffen, einem Entwickler von stationären Energiesystemen aus der Schweiz. Im Rahmen dieser Vereinbarung wird „Loop Energy“ die Möglichkeit nutzen und seine sogenannte „eFlow Technologie“ zur Stromversorgung in Gebäuden einsetzen. Dies wäre das erste Mal in Europa. Die „Innotest AG“ hat sich dazu verpflichtet, das Brennstoffzellen-System S 300 von „Loop Energy“ zu kaufen. Dieses System ist dazu bestimmt, in ein Home-Power-Energiesystem integriert zu werden.

Eine innovative Lösung

Die Klimakrise, so „Innotest“ Produkt Manager Matthias Kreier, verlangt eine innovative, aber vor allem emissionsfreie Lösung. Durch die Integration einer Brennstofftechnologie, wie sie „Loop Energy“ anbietet, sind diese Lösungen für Unternehmen wie auch für die privaten Haushalte möglich. Damit wird die Energie sauber und zuverlässig, zugleich ermöglichen erneuerbare Energien einen energieunabhängigen Lebensstil. Für das Unternehmen aus Kanada bedeutet diese Vereinbarung einen weiteren Schritt in Richtung Europa und auf die europäischen Märkte.

Fazit

„Loop Energy“ hat sich zu einem der führenden Unternehmen entwickelt, das Brennstoffzellen-Systeme für die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen anbietet. Die Systeme können in Linienbusse ebenso wie in mittelschwere und sogar schwere Lastwagen eingebaut werden. Die Kanadier verfügen über eine unternehmenseigene „eFlow-Technologie“ in den sogenannten Bipolarplatten eines Brennstoffzellenstapels. „eFlow“ wurde entwickelt, um Kunden eine Kostenminimierung und eine deutliche Steigerung der Leistung zu ermöglichen. Das Unternehmen bietet zudem zukunftsorientierte Lösungen an, wie Strom aus Wasserstoff für Gebäude. Diese stationären Lösungen mit Wasserstoff werden nach Ansicht von Experten in naher Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Bild: @ depositphotos.com / VictorPrilepa

Nadine Jäger
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