Wasserstoff zuhause tanken – ein Modell für die Zukunft

Wasserstoff zuhause tanken – ein Modell für die Zukunft

Ohne den Einsatz von Wasserstoff wird die Energiewende in den kommenden Jahren kaum zu schaffen sein. Diese Meinung vertreten zumindest viele Experten und verweisen auf den klimaneutralen „grünen“ Wasserstoff. Wasserstoff in großen Mengen herzustellen, ist aber nicht nur kostenintensiv, sondern auch von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Soll es gelingen, den klimaneutralen Wasserstoff auch für Autos attraktiv zu machen, dann sind vor allem mehr Tankstellen erforderlich. Eine Erfindung aus der Schweiz zeigt, dass Wasserstoff zuhause tanken durchaus möglich sein kann.

Zu wenig Tankstellen

Wer in Deutschland stolzer Besitzer eines Autos ist, das mit Wasserstoff fährt, muss lange suchen, bis er eine Tankstelle findet. Insgesamt gibt es im Bundesgebiet nur knapp 100 Tankstellen, an denen Wasserstoff getankt werden kann. Im Vergleich dazu: Wer ein Elektroauto fährt, kann an 27.700 Ladesäulen Strom nachladen. Dieses Missverhältnis erklärt sich mit den extrem hohen Kosten für eine Wasserstoff-Tankstelle, denn eine einzige Zapfsäule für Wasserstoff kostet in Deutschland rund 1,5 Millionen Euro. Für den gleichen Preis können 30 Schnellladesäulen für Elektroautos gebaut werden. Wasserstoff zuhause tanken ist da vielleicht keine so schlechte Idee.

Eine Erfindung aus der Schweiz

Aus der Schweiz kommt eine Erfindung, die das Wasserstoff zuhause tanken vereinfachen soll. Der Gashersteller Messer sowie die ETH Lausanne bringen eine Wasserstoff-Tankstelle für daheim auf den Markt. Wasserstoff gilt auch im Nachbarland als der Traumkandidat Nummer eins, wenn es um grüne Energie für die Zukunft geht. Wasserstoff ist der perfekte Energiespeicher, mit dem Autofahrer den Elektromotor ihres Brennstoffzellen-Autos mit Strom betreiben und zudem immer abgasfrei fahren können. Das Problem besteht in den kaum vorhandenen Tankstellen. Wasserstoff zuhause tanken ist hier ein neuer Ansatz. Diese private Tankstelle verbraucht keinen Strom, sie macht keinen Lärm und kostet nur einen Bruchteil von dem, was eine große Tankstelle kostet. Das Problem mit der fehlenden Infrastruktur wird praktisch zu Hause gelöst.

Wasserstoff selbst herstellen

Wer Wasserstoff zuhause tanken will, muss zunächst eine sogenannte Elektrolyse durchführen, also die Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Dies stellt aber kein Problem dar und kann mit der Hilfe von Solarmodulen auf dem Dach sogar CO2-neutral geschehen. Wird Wasserstoff als Treibstoff genutzt, dann muss er bei einem hohen Druck verdichtet werden, was wiederum mit einem sogenannten Kompressionskolben geschieht. Bislang hat dies nicht nur viel Lärm verursacht, sondern auch jede Menge Strom verbraucht. Ein spezieller Verdichter soll das Wasserstoff zuhause tanken jetzt einfacher, geräuschloser und energiesparender möglich machen. Dieser Verdichter hat keine beweglichen Teile und ist deshalb auch für den privaten Bereich nutzbar.

Nicht größer als ein Gefrierschrank

Wer Wasserstoff zuhause tanken möchte, benötigt nicht viel Platz, denn die dazu nötige Anlage hat die Größe eines Gefrierschranks. Da es sich um ein neues Speichermedium handelt, kann es wahlweise sogar flach auf dem Boden liegen oder an der Wand der Garage angebracht werden. Die nötige Abwärme kann beispielsweise aus den Abgasen der Heizung kommen, oder mithilfe von Wasserstoff erzeugt werden. Auf diese Weise produzieren die Anlagen klimaneutralen Wasserstoff für das Brennstoffzellen-Auto. Wie lange dauert es eigentlich, ein Wasserstoffauto zuhause zu betanken? Knapp fünf Minuten, denn der Verdichter kann bis zu 15 Kilogramm pro Stunde speichern, was drei Tankfüllungen wären. Natürlich kann jeder Autofahrer variieren, wie viel Wasserstoff er in den Tank seines Wagens füllt.

Wie teuer ist die hauseigene Tankstelle?

Eine Tankstelle für Wasserstoffautos zu bauen, ist eine sehr teure Angelegenheit. Die Erfinder der Wasserstoff-Tankstelle für das Eigenheim haben sich zu dieser Frage eher zögerlich geäußert. Am Anfang, so das Unternehmen, ist alles immer etwas teurer, was wohl auch bei der heimischen Tankstelle der Fall ist. Experten schätzen, dass sie wahrscheinlich einen hohen fünfstelligen Betrag kostet. Später wird der Preis nach unten gehen, aber rund 30.000 Schweizer Franken oder 29.000 Euro muss der private Tankstellenbesitzer schon aufbringen. Ob sich die Investition auszahlt, muss sich aber erst noch zeigen. Immerhin fallen die permanenten Kosten für den Sprit weg. Parallel zu diesem neuen Projekt will die Autobranche die Brennstoffzelle im Preis senken und auf das Niveau eines Akkus senken. Dies kann jedoch nur passieren, wenn in Zukunft größere Mengen herstellt werden.

Fazit

Die Tankstelle zu Hause und die Möglichkeit, ein Auto zu fahren, was auf Dauer das Klima schont, klingt irgendwie nach Zukunftsmusik. Trotzdem werden in diesem Bereich aktuell viele Fortschritte erzielt. Was das Ganze für die breite Masse jedoch unattraktiv macht, ist der hohe Preis für ein Fahrzeug, das mit Wasserstoff fährt. Bis zu 80.000 Euro kosten die neuen Modelle, beispielsweise von Toyota oder Hyundai. Dazu kommt, dass Autos mit Brennstoffzellen, durch die Verluste bei der Umwandlung, einen geringeren Wirkungsgrad haben, als es bei Autos mit Batterieantrieb der Fall ist.

Bild: @ depositphotos.com / aa-w

Ulrike Dietz