Haus auf Wasserstoff umrüsten und unabhängig vom Stromnetz

Das Haus auf Wasserstoff umrüsten und unabhängig vom Stromnetz werden

Viele Hausbesitzer, die eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach haben, möchten eine autarke Stromversorgung haben. Leider reichen die herkömmlichen Batteriespeicher nicht aus, um den selbst produzierten Strom sogar über Monate zu speichern. Jetzt wurde eine Anlage entwickelt, um den überschüssigen Strom über einen längeren Zeitraum zu speichern, und zwar in der Form von Wasserstoff. Das Haus auf Wasserstoff umrüsten, macht den Traum von der völligen Unabhängigkeit vom Stromnetz wahr.

Im Sommer speichern und im Winter nutzen

Bei der Mehrzahl der Hausbesitzer wird die Fotovoltaik-Anlage mit einem dazugehörigen Batteriespeicher betrieben. Dieser Speicher macht es möglich, dass die am Tag gewonnene Sonnenenergie in der Nacht zur Verfügung steht. Für einen längeren Zeitraum sind diese Speicher aber bedauerlicherweise nicht ausgelegt. So etwas ist besonders im Sommer ärgerlich, in der heißen Jahreszeit wird sehr viel überschüssige Energie erzeugt, die im Winter dann benötigt wird. Ein Start-up-Unternehmen aus Deutschland hat jetzt eine Lösung entwickelt, die es Hausbesitzern ermöglicht, den eigenen, im Sommer gespeicherten Solarstrom, im Winter zu nutzen.

Mit der Hilfe von Wasserstoff

Wer sein Haus auf Wasserstoff umrüsten will, kann dies mit einem neu entwickelten System, was auf der Speicherung von gasförmigem Wasserstoff basiert. Dieses System funktioniert im Grunde wie eine klassische Fotovoltaik-Anlage, die einen Batteriespeicher hat. Ist dieser Speicher komplett aufgeladen, dann wird die überschüssige Energie jedoch nicht ins Netz eingespeist, sie wird vielmehr für die notwendige Elektrolyse von Wasserstoff genutzt. Das Wasser wird mit der Hilfe von Strom zu Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten.

Der auf diese Weise gewonnene Wasserstoff wird anschließend in speziellen Flaschen aus Stahl im Garten gelagert. Wer auf diese Weise sein Haus auf Wasserstoff umrüsten möchte, kann damit bis zu 1500 Kilowattstunden elektrische Energie als Wasserstoff lagern. Diese Menge entspricht dem Stromverbrauch eines Haushalts mit vier Personen für ein halbes Jahr.

Eine immer ausreichende Eigenversorgung

In den dunklen und kalten Wintertagen reicht der wenige Sonnenschein nicht mehr aus, um genug Strom zu erzeugen. Das Haus auf Wasserstoff umrüsten sorgt dann im Winter für den Strom, denn der Wasserstoff wird in einer Brennstoffzelle zu Strom und Wasser umgewandelt. Damit, so das Start-up-Unternehmen, ist eine Selbstversorgung zu 100 Prozent möglich. 350 Kunden hat das Unternehmen bereits, denen es jetzt möglich ist, völlig unabhängig von der Stromversorgung zu leben. Inzwischen wollen auch Firmen ihre Gebäude auf Wasserstoff umrüsten, um autark und vor allem klimaneutral Strom zu erzeugen.

Wie viel kostet das neue System?

Alle, die ihr Haus auf Wasserstoff umrüsten wollen, müssen dafür tief in den Geldbeutel greifen. Das System des Wasserstoff Heimspeichers kostet zwischen 105.000 und 145.000 Euro, dazu kommt noch eine jährliche Serviceleistung von rund 500 Euro. Diese Kosten betreffen nur das Speichersystem mit dem sogenannten Elektrolyseur und dem Batteriespeicher, eine Fotovoltaik-Anlage ist in den Kosten nicht inbegriffen. Wer noch keine Anlage auf dem Dach hat, muss noch einmal 30.000 Euro bezahlen, um sie installieren zu lassen. Um eine komplette Selbstversorgung zu ermöglichen, ist aber nicht nur das neue System notwendig. Wichtig ist es, bei der Installation der Fotovoltaik-Anlage darauf zu achten, das System in dieser Zeit vom Stromnetz zu nehmen.

Was passiert bei einem Blackout?

Immer wieder ist vonseiten der Politik zu hören, dass im kommenden Winter die Gefahr eines Blackouts, also eines längeren Stromausfalls, sehr groß ist. Wer sein Haus auf Wasserstoff umrüsten will, wäre im Ernstfall ebenfalls von diesem Stromausfall betroffen. Daher ist es bei der Installation auch so wichtig, dass das System vom Stromnetz abgekoppelt wird. Sollte es tatsächlich zu einem Zusammenbruch der öffentlichen Energiestruktur kommen, dann wird die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach ebenfalls keinen Strom mehr liefern. Trotzdem sehen viele Besitzer einer Solaranlage dem Ganzen ziemlich gelassen entgegen, da sie glauben, als Selbstversorger weiter Strom zu bekommen. Aber diese Annahme ist falsch, denn auch Solaranlagen haben eine direkte Verbindung zum öffentlichen Stromnetz, dort wird der überschüssige Strom eingespeist. Wenn das öffentliche Netz ausfällt, schalten sich auch die Solaranlagen sofort ab.

Fazit

Völlige Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz ist bis zu einem gewissen Grad möglich. Wer aber dieses Ziel erreichen möchte, muss zunächst einmal sehr viel Geld investieren. Eine gute Idee ist es, die angestrebte Selbstständigkeit Schritt für Schritt anzugehen. Die Anschaffung einer Solaranlage wäre hier der erste Schritt. Sie ist vor allem von großem Interesse, wenn der Hausbesitzer ein Elektroauto fährt, denn durch die Solaranlage ist er nicht mehr von öffentlichen Ladesäulen abhängig. Wer möchte, kann zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Umrüstung auf Wasserstoff vornehmen. Mit dem entsprechenden System kann dann die Sonnenenergie aus dem Sommer für die kalten Wintertage praktisch gespeichert werden, und zwar in Gasflaschen im Garten.

Bild: @ depositphotos.com / aa-w

Ulrike Dietz