Welche Technik verbirgt sich hinter dem Wasserstoff Fahrrad?

Welche Technik verbirgt sich hinter dem Wasserstoff Fahrrad?

CO2-Emissionen, die Endlichkeit von fossilen Brennstoffen wie Öl oder Kohle, der Klimawandel und nicht zuletzt die stetig steigenden Energiekosten – es gibt viele triftige Gründe, auf umweltfreundliche und vor allem günstige Treibstoffe umzusteigen. Wasserstoff wird als eine dieser Alternativen gehandelt. Wird er mit regenerativen Energien aus Sonne, Wasser oder Wind produziert, dann wird Wasserstoff zu einer „grünen“ Variante. Mit dieser Energie fahren Autos, aber ist auch ein Wasserstoff Fahrrad möglich?

Das Wasserstoff Fahrrad – die Details

Viele kennen das Experiment zum Thema Elektrolyse noch aus der Schule. Dabei werden zwei Metallstäbe, die Elektroden, mit den beiden Polen einer sogenannten Spannungsquelle verbunden. Die Elektroden werden dann in ein Gefäß mit Wasser getaucht und schon zerlegt das Wasser sie in Wasserstoff und Sauerstoff. Mittels der Elektrolyse lässt sich Wasserstoff gewinnen, aber der Wirkungsgrad ist nicht besonders hoch. Aus wirtschaftlicher Sicht gesehen ist das Ganze unattraktiv, es sei denn, die benötigte Energie kann preiswert hergestellt werden. Wie sieht es beim Wasserstoff Fahrrad aus? Hier wird auch ein Motor gebraucht, also eine Brennstoffzelle, die Energie erzeugt und zudem ein Akku, der die Energie speichert.

Wann ist das Fahrrad marktreif?

Aktuell sind Elektroräder der Trend, aber am Wasserstoff Fahrrad wird fleißig gearbeitet. Diese Wasserstoff E-Bikes gibt es bereits, aber leider nicht für den normalen Radfahrer. So hat das französische Unternehmen „Pragma Industries“, zusammen mit den deutschen Firmen „Gernweit“ und „Linde“, schon Prototypen eines E-Bikes entwickelt, das mit Wasserstoff fährt. Verkauft werden die Räder bis jetzt jedoch nur an Flottenbetreiber, wie beispielsweise Liefer- oder Kurierdienste. Der Grund dafür ist, dass der Käufer der Räder gleich eine passende Tankstelle dazukaufen muss. Dies soll sich in nicht allzu ferner Zukunft aber ändern. Die Franzosen wollen mit dem Wasserstoff Fahrrad in Serie gehen und die deutschen Unternehmen werden dann wohl nachziehen.

Immer wieder verschoben

Das Wasserstoff Fahrrad ist keine so neue Erfindung. Schon vor mehr als 20 Jahren gab es einen Prototyp von „Aprilia“. Dieses Modell hatte eine Reichweite von immerhin 75 Kilometer und eine Höchstgeschwindigkeit von 32 km/h. Der große Vorteil dieses Fahrrads war, dass sein Gewicht mehr als 20 Prozent unter dem eines normalen E-Bikes lag. Allerdings war der Preis für dieses Wasserstoff Fahrrad mit damals 2300 Pfund Sterling sehr hoch. Die Markteinführung hatte der Hersteller für das Jahr 2003 vorgesehen, aber leider ging der Prototyp nie in Serie. Danach gab es immer wieder Ankündigungen von verschiedenen Firmen, ein wasserstoffbetriebenes Rad auf den Markt zu bringen, jedoch wurde alles immer wieder nach hinten verschoben.

Welche Vorteile hat das Fahrrad, das mit Wasserstoff fährt?

Ein Fahrrad, das mit einer Brennstoffzelle fährt, hat viele positive Eigenschaften:

  • Das Rad fährt umweltfreundlich, es gibt keine schädlichen Emissionen und auch die Akkus müssen nicht aufwendig entsorgt werden.
  • Eine Selbstentladung ist nicht möglich.
  • Das Fahrrad lässt sich schnell befüllen, lange Ladezeiten gibt es nicht.
  • Die Reichweite liegt bei rund 100 Kilometer.
  • Die Brennstoffzellen für das E-Bike haben eine Lebensdauer von etwa fünf Jahren.

Wie sehen die Nachteile aus?

Wer sich ein solches Rad zulegen möchte, sollte sich zugleich über die negativen Aspekte im Klaren sein:

  • Die Kosten für die Anschaffung sind mit 7000 bis 8000 Euro sehr hoch.
  • Das Rad ist schwer, geschätzt wird ein Gewicht von mehr als 23 Kilogramm.
  • Die Kosten sind ein Unsicherheitsfaktor. Die Angaben dazu sind bislang noch vage, so ist beispielsweise immer noch nicht bekannt, was der Wechsel der Brennstoffzelle kosten würde.
  • Ein kostenintensives Betanken des Rades ist ebenfalls ein negativer Aspekt. Die Preise für ein Kilogramm Wasserstoff schwanken, aber mit knapp zehn Euro ist zu rechnen. Im Vergleich zu einem klassischen E-Bike fallen die laufenden Kosten also schlecht aus.

Ist ein solches Fahrrad gefährlich?

Wasserstoff in Verbindung mit Sauerstoff ist brennbar und wenn es zu einem ganz bestimmten Mischungsverhältnis kommt, droht eine Explosion. Diesen sogenannten Knallgaseffekt kennen viele ebenfalls aus dem Chemieunterricht in der Schule. Auf der anderen Seite ist Wasserstoff aber flüchtig und die Nutzung als Treibstoff ist damit weniger gefährlich als es bei anderen Treibstoffen der Fall ist. Dies gilt zumindest für die Autos, die mit Wasserstoff fahren. Wenn man den Herstellern der Wasserstoff Räder Glauben schenken kann, besteht keine unmittelbare, primäre Gefahr, solange beim Betanken ein Sicherheitsabstand von mindestens anderthalb Meter zu einem offenen Feuer eingehalten wird.

Fazit

In der Zukunft wird das Fahrrad, was mit Wasserstoff fährt, vielleicht ein Thema sein, aktuell ist es aber nicht der Fall. So etwas ist schade, denn ein solches Bike bietet eine grüne Mobilität frei von Emissionen und Schadstoffen. Dazu kommt der unerschöpfliche Vorrat an Wasserstoff und Sauerstoff. Da es zudem noch keine ausreichende Infrastruktur gibt, wird es wohl noch dauern, bis diese Räder die Straße erobern.

Bild: @ depositphotos.com / ubrimo

Ulrike Dietz