Projekt Desertec 3.0 strebt Wasserstoff aus der Wüste an

Projekt Desertec 3.0 strebt Wasserstoff aus der Wüste an

Das Projekt Desertec 3.0 verfolgt das Ziel ganz Europa aus der Wüste mit Strom, Ammoniak und Wasserstoff zu versorgen. Nach Angaben der Verantwortlichen gibt es in de MENA-Region Wasserstoff-Projekte mit über 20 Gigawatt Leistung. Die Sonne und der Wind in den Wüsten soll dafür nutzbar gemacht werden. Im Vorfeld der UN-Weltklimakonferenz COP27 in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gaben Fachleute aus mehr als 90 Partnerfirmen von Dii Desert Energy einen spannenden Einblick zum Status der Umsetzung.

Fast alle Regierungen der MENA-Region haben mittlerweile ambitionierte Ausbauprogramme für die Solar- und Windstromgewinnung gestartet. Die Programme umfassen schnelle Auf- und Ausbaukapazitäten für die Generierung von Ammoniak und Wasserstoff, die auch als grüne Moleküle bezeichnet werden. Wie Cornelius Matthes, der CEO von Dii Desert Energy feststellte, verzeichne die Datenbank des Unternehmens bereits konkrete Wasserstoffprojekte, die zusammen eine Leistung von über 20 Gigawatt (GW) aufweisen. Auf mittlere Sicht sei ein Ausbau auf rund 100 GW möglich.

Besonders klimaneutral gewonnener Ammoniak könnte schon in wenigen Jahren eine relevante Rolle für die Chemie-Industrie und Düngemittelhersteller spielen. Die Transportinfrastruktur existiert, da jährlich Millionen Tonnen Ammoniak per Schiff transportiert werden. Eine Schlüsselrolle werde Ägypten übernehmen, der heute größter Ammoniak-Produzent auf dem afrikanischen Kontinent ist.

Aufbau einer Wasserstoff-Transportinfrastruktur

Der Aufbau und Entwicklung einer Transportinfrastruktur für Wasserstoff wird noch eine Weile dauern. Von Katherina Reiche, der Vorsitzenden des Nationalen Wasserstoffrats der Bundesregierung und Westenergie-Chefin erklärte die zentralen Bausteine einer Wasserstoff-Infrastruktur, die zwischen der MENA-Region und Europa entstehen könnte.

Das westliche Mittelmeer verfügt schon über eine Reihe Gas-Pipelines, die für den Transport von Wasserstoff geeignet sind. Zudem sollen auch im östlichen Bereich des Mittelmeers vergleichbare Infrastrukturpläne zur Erschließung von Wasserstoff-Potenzialen erörtert werden. Auf diese Weise wäre Europa in der Lage seine Energieversorgung in Zukunft unabhängiger von politischen Entwicklungen in einzelnen Ländern zu gestalten.

Die Bedeutung einer kostengünstigen Wasserstoffversorgung für die europäische Industrie im weltweiten Wettbewerb rückte Reiche ins Zentrum. Die USA starteten mit dem US Inflation Reduction Act das bislang größte Investitionsprogramm zum Klimaschutz. Die Kosten für die Wasserstoffherstellung in den Vereinigten Staaten würden durch dieses Programm kurzfristig erheblich unter den Fertigungskosten des klassischen grauen Wasserstoffs fallen. Wenn Deutschland und Europa in diesem Bereich nicht ins Hintertreffen geraten wollen, wäre dies nur mit Nutzung der Kostenvorteile der MENA-Region bei Solar- und Windkraft möglich.

Laut Paul van Son, dem President von Dii Desert Energy sei ein funktionierender Markt mit einem Austausch untereinander der optimale Weg zur Versorgungssicherheit. Vor diesem Hintergrund wurde eine Initiative für die Errichtung einer Handelsplattform für emissionsfreie Energie ins Leben gerufen.

Als Lieferant wertvoller Technologien und als Abnehmer werden deutsche Firmen für den Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur eine wichtige Rolle einnehmen. Der Stahlkonzern thyssenkrupp ist seit 2021 ein strategischer Partner von Dii Desert Energy und unterstützt das Unternehmen mit seinem Know How.

Bild: @ depositphotos.com / abriendomundo

Andreas Krämer