In einer umfangreichen Studie stellte der Energiekonzern E.ON fest, dass Deutschland nicht bereit für Wasserstoff ist und nach aktuellem Stand die Bundesregierung nur etwa 50 Prozent ihres Wasserstoffziels für 2030 erreichen wird. Die Importlücke liege den Berechnungen zufolge bei 50,5 Terawattstunden im bereits erwähnten Jahr. Auf Grundlage von EWI-Daten analysierte das Unternehmen die Entwicklung der heimischen Wasserstoffwirtschaft.
Laut den Studienergebnissen ist Deutschland nicht im ausreichenden Maße auf den Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft vorbereitet, wie das Resultat der H2-Bilanz, welche eine Datenbasis des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) verwendete. Nach der Prognose für das Jahr 2030 soll weder die inländische Erzeugungskapazität vom grünem Wasserstoff, noch der Importbedarf des gesamten Landes gedeckt werden. Zudem existiere kaum Infrastruktur, die dem Wasserstoff-Transport zum Kunden dienen könnte.
Die H2-Bilanz möchte E.ON regelmäßig veröffentlichen, um den aktuellen Stand des Wasserhochlaufs in Deutschland zu zeigen. Die Analyse beinhaltet auch die konkreten Projektvorhaben bis 2030. Als Indikatoren wurden die Erzeugungskapazität des grünen Wasserstoffs, Importmengen, Kosten und Infrastruktur genutzt.
Alle geplanten Projekte für den Aufbau einer Elektrolysekapazität zusammengerechnet, beläuft sich die Erzeugungsleistung auf 5,6 Gigawatt und ist nur etwas mehr als die Hälfte der nationalen Erzeugungskapazität, die der Bundesregierung zufolge in den nächsten acht Jahren erreicht werden soll. Falls der die heimische Wasserstoffproduktion nicht beschleunigt werde, resultiere daraus eine Erhöhung des importierten Wasserstoffs.
Kleines Wassserstoff-Netz als Bremser
Aktuell gibt es nur 417 Kilometer lange Wasserstoff-Netze und entspricht unter 0,1 Prozent des deutschen Gasnetzes, was unzureichend ist. In seiner Studie verweist E.ON auf die EU, die bisher noch keine Definition von grünem Wasserstoff vorgegeben hat. Diese fehlende Entscheidung sorge für ein Investitionshemmnis, da Anlagenbetreiber unklar ist, ob die heutige Planung die Kriterien erfüllt.
Die Unsicherheit bremse die Errichtung eines Wasserstoff-Netzes. Der Vorschlag der EU-Kommission zur Entflechtung erlaube es auf lange Sicht nicht, Erdgas- und Wasserstoffnetze innerhalb einer Firma zu führen. So würde Gasnetzbetreibern der Anreiz fehlen, eine Umrüstung ihrer bestehenden Netze auf Wasserstoff vorzunehmen.
Das Förderumfeld in Deutschland ist zudem nicht ausgereift genug, um bis zum Jahr 2030 eine komplett neue Industrie aufzubauen, weshalb ein pragmatischer Finanzierungsrahmen bezüglich Investitionen in Wasserstoffprojekte für den Markthochlauf erforderlich sei. Bei den Betriebskosten müssten Unternehmen unterstützt werden, die auf grüne Alternativen umstellen wollen. Die Genehmigungsverfahren seien zu langsam und benötigen eine erhebliche Beschleunigung, um Wasserstoff effizienter zu produzieren und zu importieren. Die geplante gesetzliche Einstufung für Windenergie und Photovoltaik als „von überragendem öffentlichen Interesse“ sollte den Studienautoren nach auch für Wasserstoffprojekte gelten. Regelmäßig alle sechs Monate soll die H2-Bilanz veröffentlicht werden.
Bild: @ depositphotos.com / macrovector
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