Britisches Start-Up First Light Fusion entwickelt Wasserstoff-Kanone

Britisches Start-Up First Light Fusion entwickelt Wasserstoff-Kanone

Das junge Unternehmen First Light Fusion aus Großbritannien stellte kürzlich eine Demonstrationsanlage vor, die der Energiegewinnung per Kernfusion dient. Die gigantische Kanone verschmelzt schussweise Wasserstoff miteinander. Nach Angaben der Firma soll es im Verlauf des nächsten Jahrzehnts möglich sein, nutzbaren Strom mit der Technologie zu generieren.

Die Fusion wird in Impulsen erzeugt, wofür sie die Wasserstoff-Kanone Big Friendly Gun (BFG) bauten, die eine Länge von 20 Metern aufweist. Von einer Sprengladung wird ein Kolben angetrieben, der Wasserstoff am Rohrende massiv komprimiert. Die Kompression ermöglicht eine Fusion der Atome, indem sie in die Vakuumkammer gepresst werden.

Kernfusion wie in einem Verbrennungsmotor

Laut den Angaben des First Light Fusion Geschäftsführer Nick Hawker gegenüber dem US-Nachrichtenportal Newsweek, gibt es beim Konzept der Wasserstoff-Kanone einen spürbaren Unterschied im Vergleich zu bisherigen Reaktoren. Die Erzeugung der Fusion erfolgt mit den einzelnen Schüssen, weshalb die Reaktion wie in einem Verbrennungsmotor verläuft. Seinen Angaben zufolge entspricht die freigesetzte Energiemenge jeden Einschlags einem Fass Öl. Die Energiedichte beziffert er als millionenfach höher im Gegensatz einer chemischen Reaktion und sei zudem stärker als die Kernspaltung.

Momentan ist die Umwandlungstechnik, die freigesetzte Energie in elektrischen Strom konvertiert noch unbekannt. In einem zweiten Schritt soll die riesige Kanone elektromagnetisch betrieben und auf eine Treibladung verzichtet werden. Nach Vorstellung des Gründers soll alle 90 Sekunden eine Wasserstoff-Fusion stattfinden. In den 2030er-Jahren könnte die Technologie laut Hawker für die Stromerzeugung startklar sein.

Die Kernfusion und der Wasserstoff gelten beide als zukunftsweisend, doch bis die Technologien einsatzbereit sind und Infrastrukturen für den Transport der Energie zur Verfügung stehen, werden noch einige Jahre benötigt. Weltweit arbeiten Unternehmen an der technologischen Entwicklung, um grünen Wasserstoff umweltfreundlich, effizient und stromsparend erzeugen zu können.

In der Kernfusion ist ein Gramm Wasserstoff ausreichend zur klimaneutralen Erzeugung von 90.000 Kilowattstunden Energie und entspricht rund 11 Tonnen Kohle. Jedoch existiert bislang trotz jahrzehntelanger Forschung und Milliardeninvestitionen noch kein Fusionsreaktor, der heute Strom liefern könnte. Von den verfügbaren Reaktortypen hat der Tokamak-Reaktor nach derzeitigen Forschungsstand die besten Chancen für die Kernfusion. Bis zur kommerziellen Nutzung der Kernfusion wird es nach Einschätzung von Fachleuten einige Jahrzehnte dauern. Wir dürfen gespannt sein, im welchem Jahr die innovative Wasserstoff-Kanone ihren regulären Betrieb aufnehmen und Wasserstoff per Kernfusion generieren wird.

Bild: @ depositphotos.com / Sensvector

Andreas Krämer